Ein DJ für die besonderen Sphären

Das „Milk & Sugar“ ist der vermutlich heißeste Elektro-Club in Ingolstadt. Nie gehört? Kein Wunder, denn außer Bastian, seine Frau und deren Freunde und Kollegen, kennt den auch kaum jemand. Die exklusive Party-Location befindet sich in den privaten Kellerräumen des Pärchens und hat in den Corona-Zeiten schon länger keine richtige Party mehr erlebt. „Kommt schon wieder“, ist Bastian überzeugt. „Ein bisschen Geduld braucht es halt noch, bis irgendwann die Pandemie ihren Schrecken verloren hat“.

Geduld und Beharrungsvermögen sind Eigenschaften, die Bastian über seine ganze Karriere geleitet haben. Bis hin zu EDAG aeromotive in Ingolstadt, wo der 36-Jährige seit Juli 2019 als Software-Entwickler und Spezialist für Virtual und Augmented Reality arbeitet. Ein besonderer Unternehmenszweig von EDAG, der für die Kunden aus der Luft- und Raumfahrtbranche innovative Automotive-Technologien in die Luftfahrtindustrie sowie Wehrtechnik überführt.

Da schadet es nicht, sich im Militärischen auszukennen. Wie Bastian. Zwölf Jahre hat er als Zeitsoldat bei der Bundeswehr gedient, zuletzt als IT-Projektleiter und Administrator bei der Flugabwehrraketengruppe 26 in Husum. Zwölf Jahre? Wie kommt ein junger Mann dazu, sich für eine so lange Strecke zu verpflichten?

Beim Bund in die Lehre

„Ich wollte nach der Mittleren Reife eine Berufsausbildung zum Kommunikationselektroniker machen. Bei der Bundeswehr boten sich da gute Möglichkeiten – sofern man sich für mindestens acht Jahre verpflichtet“, sagt Bastian. Um seinen Technischen Meister zu machen, verlängerte er später um weitere vier Jahre. „Ein solides Auskommen war dabei garantiert. Sport und Fitness gehörten auch noch zum Berufsprofil. Ganz nach meinem Geschmack.“ Dass Bastian auch heute noch einen ziemlich fitten Eindruck macht, erklärt sich schnell mit Blick auf seinen Bewegungsdrang und seine favorisierten Disziplinen: allen voran Fußball (hier war er sowohl als Spieler als auch Spielertrainer bis in die Bezirksliga aktiv), Squash, Tischtennis und Tennis. Und wenn nicht gerade mal ein Ball im Spiel war, hat er sich mit Begeisterung und einer guten Portion Talent in die Leichtathletik gestürzt. So verzeichnete der Siebenkämpfer im Hochsprung seine persönliche Bestleistung bei beachtlichen 1,83 Meter.

Die Begeisterung, immer neue Sphären für sich zu erschließen, führten Bastian auch zur Musik. „Da war ich selbst überrascht“, stellt er fest. In der Schulzeit habe er zwar ein wenig Gitarre und Schlagzeug gespielt, aber so richtig Gefallen daran nicht finden können. Das änderte sich erst, als er mit einem Freund den Zugang zur synthetischen Musik fand. Bestehende Elektro-Sounds neu abzumischen, DJ-ing und immer neue Eigenkompositionen sind mittlerweile Bastians persönliche Leidenschaft. Da trifft es sich gut, dass er diese künstlerisch-kreative Ader mit seiner Lebensgefährtin teilt und mit ihr gemeinsam im „Milk & Sugar“ zur Perfektion bringt.

Von der Neugier zur Kreativität

„Ich mag es, kreativ zu sein“, sagt Bastian. „Computerspiele fand ich immer schon cool, wollte dabei aber auch immer genau wissen, was sich hinter den Oberflächen verbarg.“ So habe er irgendwann einfach mal versucht, Minesweeper, den Windows-Gameklassiker, nachzubauen. „So bin ich by-the-way von einem Spielezocker zu einem Spieleentwickler geworden“, beschreibt er sein digitales „Erwachsenwerden“.

Einer für alles

Als er nach dem Ausscheiden von der Bundeswehr am Campus Suderburg der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften im niedersächsischen Uelzen angewandte Informatik studierte, hätte er Berufsberatende vermutlich in die Verzweiflung getrieben. Denn er wollte alles – am liebsten gleichzeitig: Softwareentwickler, Spieleentwickler, Gamedesigner, Webentwickler, Sounddesigner, Grafikdesigner, Konzeptersteller, Modellbauer oder Fotograf. In der VR- und AR-Sparte schien ihm all dies geradezu ideal zusammenzulaufen. „Hier programmieren wir immersive Erlebnisse und eine super-spannende und attraktive Form des Lernens und Steuerns.“

Dazu lese er alles zu Entwicklung von Spielen, Software und virtuellen Welten, was ihm in die Finger oder auf den Monitor komme. „Wann immer möglich, schaue ich mir die einschlägigen, oft sehr komplexen Tutorials auf diversen Video- und eLearning-Plattformen an und vertiefe mich gerne auch ganz analog in die Fachliteratur“, sagt Bastian und zieht gleich einen dicken Fachschmöker aus dem Rucksack. In der Mittagspause, bei Bus- oder Zugfahrten oder einfach so zwischendurch bearbeitet er ihn mit seinem Textmarker. Darüber hinaus begleitet ihn ein Notizbuch, in das er mit dem Bleistift seine Ideen und Beobachtungen skizziert, aus denen er später vielleicht einmal Visualisierung für eine Augmented Reality oder ein filmisches Setting in einem Virtual Reality-Case ableitet.

Noch während des Studiums habe er 2016 über Xing BFFT Electronics und EDAG kennengelernt und gleich danach in Gaimersheim angeheuert. „Ich war fasziniert von dem Unternehmen und dem Entwickler-Spirit.“ Dass er hier gleich auch kleinere Projekte mit Gaming-Integration übernehmen konnte, zum Beispiel Gamification-Aufbauten für Messen zu entwickeln, gefiel ihm sehr.

Per Zufall auf den beruflichen Wunschweg

Als er sich gerade gefragt habe, wie es mit ihm beruflich weitergehen sollte, stieß Bastian auf eine Stellenausschreibung zum Game-Developer bei EDAG, die ihm eine weitere Alternative bei EDAG aeromotive vorstellte: „Das ist ja exakt das, was ich immer wollte“, freute er sich. Der Weg von EDAG Electronics (früher BFFT) zu EDAG aeromotive war auch nicht weit. „Für und mit Airbus in Manching Luftfahrtprojekte zu entwickeln, konnte ich mir sofort vorstellen“, sagt er. Bei der Bundeswehr habe er zwar für die Luftabwehr – also gegen das einzelne Flugzeug – gearbeitet, aber mit der Luftwaffe und deren Ansprüchen an Flugzeuge kennt er sich bestens aus.

Aktuell entwickelt er im EDAG aeromotive-Team für Airbus eine Augmented Reality und Großflächenbildschirm-Lösung für Pilotinnen und Piloten. Auf Grundlage von Mixed Reality  -Technologie, die Informationen auf eine Spezialbrille positioniert, sollen Jet-Pilotinnen und -Piloten noch schneller und noch intuitiver Informationen für die Steuerung ihres Flugzeugs erfassen können. „Mehr sage ich nicht: Geheim!“


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